Was ist besonders an 2022? Nun, es werden nicht nur nahezu alle geplanten Jakobswege aus 2020 und sehr viele aus 2021 nachgeholt, es ist auch noch heiliges Jahr, was per se schon zu einer höheren Auslastung führt.
Also alles überfüllt?
Das ist leider richtig schwer zu vorherzusagen.
Aber ja, es wird mit einem Allzeit-Pilgerrekord gerechnet und wie bereits geschrieben, gibt es auch zwei gute Gründe dafür.
Vermutlich kommt auch noch dazu dass nicht nur die Menschen ihre ursprünglich geplanten Jakobswege nachholen, sondern dass zudem auch noch mehr Menschen als bisher durch die Coronazeit erkannt haben, wie wichtig es ist Träume nicht auf ein unbestimmtes „irgendwann“ aufzuschieben.
Was hat es mit dem heiligen Jahr auf sich?
Das heilige Jahr (die spanische Kurzform, wie sie uns auf Aufstellern und von Pavillons entgegen strahlt lautet „Xacobeo“) ist insofern speziell, als dass es nur dann ausgerufen wird, wenn der Festtag des heiligen Jakobus am 25.7. auf einen Sonntag fällt und das passiert gar nicht mal so oft.
Im heiligen Jahr zu pilgern ist besondern beliebt, schliesslich bietet es einem die Möglichkeit „einen vollkommenen Ablass zeitlicher Sündenstrafen zu erwerben“, so formuliert es Wikipedia.
Das gilt allerdings nur für römisch-katholische Christen und ist an ein paar Bedingungen geknüpft, von denen die Anreise zu Fuß per Jakobsweg allerdings interessanterweise keine ist.
Trotzdem ist in den heiligen Jahren, das letzte war 2010, der Pilgerstrom deutlich größer als in den anderen Jahren.
In 2022 ist der 25.07. aber ein Montag. Warum reden wir hier also überhaupt darüber?
Papst Franziskus hat das heilige Jahr aus 2021 einfach mal aufs kommende Jahr mit ausgeweitet und 2022 ebenfalls zu einem heiligen Jahr erklärt. Man könnte vermuten dass es auch ein wenig damit zu tun hat dass die Pilgerei für Galizien ein sehr wichtiger Tourismuszweig ist, aber da der Papst persönlich gar nichts davon hat wie gut es den galizischen Herbergen geht, gehen wir davon aus dass es tatsächlich darum ging dass sich die Pilger nicht trotz Coronagefahr auf den Weg machen sollen um das heilige Jahr mitzunehmen.
Wie auch immer es dazu kam, Fakt ist: 2022 ist ein heiliges Jahr und damit sind erhöhte Pilgeraufkommen zu erwarten. Und die treffen auf all die Pilger, die ihren Jakobsweg auf 2022 verschoben haben.
Heisst das, es gibt keine Unterkünfte mehr?
Es heisst meiner Einschätzung nach vor allem, dass der eigene Jakobsweg 2022 besser geplant werden muss.
Zum einen empfiehlt es sich mehr als sonst sowieso schon die hochfrequentierten Zeiten zu meiden. Diese sind trotz der Hitze vor allem Juli und August, was viel damit zu tun hat dass dort in südeuropäischen Ländern Ferien sind, die über Schulferien als Konzept hinaus gehen.
Dann ist natürlich die Frage ob es der Camino Francés sein muss, oder ob nicht der per se schon weniger frequentierte Camino Portugues eine gute Alternative ist.
Und zum dritten: ich finde es eigentlich toll, nicht alle Hotels von zu Hause aus zu buchen, sondern sich eine gewisse Flexibilität zu behalten – unter normalen Umständen ist das auch kein Problem, ich persönlich habe auf allen Jakobswegen meist nur ganz knapp vorher gebucht, wenn überhaupt, teilweise habe ich auch geschaut, wie lang ich laufen will und mir dann am Zielort erst Gedanken um eine Unterkunft gemacht.
Aber da bin ich bei 2022 tatsächlich ein wenig skeptisch ob das klug ist. Im Februar auf dem portugiesischen Küstenweg sollte es auch 2022 meiner Einschätzung nach kein Problem sein spontan zu bleiben. Aber umso beliebter die Jahreszeit und der Abschnitt, desto mehr sollte man darüber nachdenken doch vorzubuchen.
Also alles möglichst frühzeitig planen und buchen?
Das hängt neben den eben genannten Faktoren davon ab, wie flexibel man selbst ist.
Wenn das Budget keine so große Rolle spielt und man 35€ Hotels zwar nett findet, aber auch bereit ist 80 oder 100€ für ein nettes Zimmer hinzulegen, wenn mal nichts günstiges mehr da ist, oder wenn man auch bereit ist mal 10 oder 20€ in ein Taxi zu stecken, dass einen in ein Hotel ausserhalb des Wegs bringt, dann vereinfacht das die Lage natürlich enorm.
Aber die Flexibilität bezieht sich da nicht nur auf das finanzielle. Auch wenn man bereit ist mal ein Bett in einem Mehrbettzimmer zu akzeptieren oder 32 statt der eigentlich geplant 25km zu laufen, erhöht sich die Auswahl von alleine.
Fazit
Jetzt, kurz vor November 21, lässt sich leider noch keine wirkliche Prognose treffen. Ja, ich habe von Hotelbesitzern gehört dass sie März und April schon ausgebucht sind, aber das wäre nichts was mich persönlich in Panik versetzen würde, denn letztendlich sind es Einzelaussagen, deren Präzision auch nicht überprüft werden konnte – derzeit bekommt man über die bekannten Buchungsplattformen noch mehr als genug angeboten.
Meine Empfehlung ist seinen eigenen Jakobsweg 2022 frühzeitig zu planen und nach Möglichkeit nicht ganz so beliebte Monate zu wählen.
Und umso unflexibler man selbst in seinen Unterkünften und dem ganzen Camino ist, desto mehr rate ich zu einer kompletten Vorabbuchung.
Wer von Natur aus sowieso kein Problem mit fehlender Flexibilität hat, sondern per se gerne vorher weiss was ihn wann erwartet, dem sei so oder so geraten seinen gesamten Weg vorzubuchen.
Grundsätzlich abraten davon 2022 loszuziehen, würde ich in keinem Fall. Umso mehr Menschen unterwegs sind, desto mehr Chancen auf interessante und inspirierende Zusammentreffen ergeben sich auch. Unter Gleichgesinnten zu sein ist auch Teil des Pilgererlebnisses – was nicht heisst dass man dauernd mit anderen zusammen ist, sondern nur dass man es kann, wenn man es möchte.
Wer flexibel ist, wird auch 2022 einen guten Schlafplatz finden- und wer ein höheres Sicherheitsbedürfnis hat, der bucht vor.
Entweder jetzt schon, da die meisten Hotels bis kurz vorher stornierbar sind, oder aber kurz vor Reiseantritt.
So einfach 🙂