Geht das? Ja, aber es braucht etwas mehr Planung und ein bisschen mehr Budget.
Was heisst denn „coronasicher pilgern“?
Für mich bedeutet das sich von potenziellen Tröpfchen und Aerosolen fern zu halten. Etwas konkreter:
- keine Gemeinschaftszimmer und keine Gemeinschaftsbäder ohne richtige Lüftung
- keine öffentlichen Verkehrsmittel mit Ausnahme des Taxis
- kein Aufenthalt über 15 Min in mit anderen genutzten, geschlossenen Räumen. Also auch keine Mahlzeiten in Gebäuden.
Ja, ich gebe zu, meine Kriterien sind da recht streng, aber nur wenn man auch die Aerosole als vollwertige Infektionsquelle berücksichtigt ist es auch sicher.
Ein kurzer Live-Test auf einem deutschen Jakobsweg
Getestet habe ich das coronasichere Pilgern im Sommer 2020 auf dem Jakobsweg von Köln bzw Bonn nach Trier. Es war ein sehr spontaner Versuch, den ich nach gerade mal zwei Etappen schon abgebrochen habe.
Hotelübernachtungen an sich sind kein Problem, ich habe schon immer als erstes alle Lichtschalter und Fernbedienungen desinfiziert und das Zimmer durchgelüftet. Beim laufen ist sowieso alles sicher.
Die Ernährung sowie die An- und Abreise gestalten sich schwieriger.
Schon nach meiner ersten Nacht in Bad Münstereifel stellte ich fest dass mir bei Nieselregen niemand draussen etwas zu Essen geben möchte, es gab aber zum Glück noch eine Bar mit Markise, die mich mit ein paar Bratkartoffeln versorgt hat. Auch das Frühstück am nächsten Morgen, welches laut Hotel draussen möglich sein sollte, wurde wetterbedingt nach drinnen verlegt. In einen kleinen Raum, mit 5 anderen Menschen ohne ein geöffnetes Fenster – das war anders geplant.
Am zweiten Abend in Blankenheim war das Wetter zum Glück besser, aber für den dritten Abend hätte es in dem Ort nur ein einziges Restaurant gegeben und keinerlei anderer Lebensmittelversorgung. Da habe ich den Versuch abgebrochen (es hatte allerdings auch ein wenig damit zu tun dass die Eifel noch bergiger war als erwartet und ich untrainierter als ich dachte).
Ich musste feststellen: coronasicher pilgern geht nur wenn man einen Supermarkt und/oder Bäcker im Ort hat, so dass man sich mit Brot&Käse oder ähnlichem versorgen kann, wenn es wetterbedingt nicht möglich ist draussen zu essen. Das klingt nicht nach viel Anforderung, in der Eifel kann der nächste Supermarkt aber gerne mal 15km weit weg sein.
Meinen Kriterien für coronasicheres pilgern war dieser Jakobsweg nicht gewachsen.
Anreise mit dem Mietwagen
Neben der Ernährung bleibt die Herausforderung der An- und Abreise ohne öffentliche Verkehrsmittel. Das schöne am fernwandern ist ja dass man nicht abends da ankommt wo man morgens los gelaufen ist. Deswegen sind unter Normalbedingungen Orte mit Bahnhöfen optimal. Währen Corona bieten sich da, für alle die auf Nummer sicher gehen wollen, eher Orte mit Mietwagenstationen an.
Es bleiben zwei Möglichkeiten: die Kombination aus dem eigenen Auto und einem Mietwagen oder je ein Mietwagen pro Strecke. Das bedeutet dass Start und Ziel Mietwagenstationen haben müssen und zwar von einem Anbieter, der Oneway-Mieten anbietet und – je nach Entfernung – auch noch eine passende Inklusivkilometerzahl anbietet.
Ich persönlich halte reisen mit der deutschen Bahn für nicht sicher, ich höre von allen Seiten dass die Maskenpflicht nicht eingehalten und nicht kontrolliert wird und man weiss nie wie voll der Zug wird. Wenn man bereit ist die Bahn zu nutzen, wird es natürlich direkt unkomplizierter.